Vom Teufel gequält - Josefs Geduld
Vom Teufel gequält - Josefs Geduld
Der gemeinsame Feind alles Guten knirschte vor Wut wegen der wunderbaren Tugenden, die Josef stets übte und weil durch sein gutes Beispiel auch viele andere dazu angeregt wurden. Der Feind wusste nicht, wie er es anstellen solle, um Josef in Zorn und Ungeduld zu bringen und ihn von seinem Eifer für die Ehre Gottes abzubringen. Deshalb schickte er sich an, einige Leute, die ein schlechtes Leben führten, gegen Josef aufzuhetzen und in ihnen einen furchtbaren Hass hervorzurufen. Die fromme Lebensführung des Heiligen gereichte nämlich diesen Leuten zu großem Vorwurf und starker Beschämung. Sie kamen darin überein, ihn bei der nächsten Begegnung zu beschimpfen. Als nun Josef diesen ausgelassenenjungen begegnete — sie beabsichtigten ein Zusammentreffen mit ihm - begannen sie ihn zu verspotten. Er aber schwieg und bat Gott um Starkmut für sich, für jene aber um die Erkenntnis ihrer Bosheit. Dajosef sich um ihre Worte nicht kümmerte, nannten sie ihn einen Dummkopf, einen Feigling und furchtsamen Hasen, der nicht zu reden verstehe. Josef ging seines Weges. Diese Jungen folgten ihm mit großer Keckheit und belästigten ihn weiter. Josef war unschlüssig, ob er ihnen zur Beruhigung antworten oder alles über sich ergehen lassen solle. Da vernahm er eine innere Stimme, er möge dulden und schweigen; denn so bereite er Gott Freude. Josef war sogleich entschlossen, diese Verfolgung schweigsam, ja fröhlich zu ertragen. So wurden diese Spötter beschämt und der Teufel geschlagen. Sie ließen Josef jedoch nicht lange in Ruhe. Sobald er sich aus dem Hause begab, um irgendein Geschäft zu erledigen, kamen immer diese frechen Jungen auf ihn zu. Aber er beklagte sich niemals hierüber, auch nicht bei seinen Eltern. Der Vater Josefs wurde jedoch benachrichtigt, wie man seinen Sohn belästige. Er forschte nach, ob sich die Sache so verhalte und wollte diese Burschen gehörig zur Rede stellen. Josef aber bat seinen Vater zu schweigen; denn er habe die Gewissheit, dass er durch geduldiges Ertragen dieser Unbill seinem Gott gefalle.
Und er fügte noch hinzu: «Du weißt, mein Vater, wie heldenhaft unsere Patriarchen und Propheten die Verfolgungen ertragen haben, ja, wie sogar der König David soviel Unrecht über sich ergehen ließ. Wir wissen, dass diese Freunde und Lieblinge Gottes waren. Lasst uns daher sie nachahmen, wenn Gott uns hiezu Gelegenheit gibt.» Der Vater erbaute sich an den Worten seines Sohnes; er ließ ihn also diese Drangsale ertragen, ohne seinen berechtigten Unwillen über die seinem Sohne zugefugten Beleidigungen zu äußern. Da der Feind alles Guten durch den tugendhaften Jüngling immer mehr beschämt wurde, versuchte er auf andere Weise den Frieden seines Herzens zu stören und ihn in Ungeduld zu bringen. Er hetzte eine lasterhafte Frau auf, die den frommen Josef ungern sah. Sie ging oft zu seiner Mutter, um mancherlei Böses über ihn vorzubringen. Sie sagte, Josef werde von allen getadelt und verlacht, er sei nicht im Mindesten gut und werde mit der Zeit sein ganzes Vermögen verbraucht haben, da er so leichtfertig Almosen gebe. Da viele Arme dies bemerken, folgen sie ihm sobald er aus dem Hause geht. r
Obwohl die Mutter Josefs sehr weise und klug war und wusste, welcher Art ihr Sohn war, wurde sie dennoch durch das ständige Reden dieser Frau verwirrt, was Gott zur Prüfung des Heiligen zuließ. Sie erteilte jetzt oftmals ihrem Sohn harte Rügen. Er ließ diese mit Geduld über sich ergehen, ohne zu widersprechen, obschon er wusste, woher alles kam.
Nur ein einziges Mal sagte er seiner Mutter, dass diese Verleumdungen ein Werk des Teufels seien, der sie beunruhigen wolle. Da erkannte die Mutter den Trug des Feindes und wies jene Person zurück, die nur Streit in das Haus zu bringen suchte.
Der Böse ließ deshalb von seinen Nachstellungen nicht ab. Er fand nun eine neue List, um Josef zu verwirren, indem er ihm einflüsterte, dass er ein ganz untadeliges Leben führe, sowohl vor Gott als auch vor den Menschen, worauf er stolz sein könne. Der Versucher bewog sogar einige, Josef in seiner Gegenwart zu loben und seine Tugenden hervorzuheben. Da wurde der Heilige in seinem Innersten getroffen; er verdemütigte sich vor Gott und diesen Menschen. Bei solchen Gelegenheiten sagte er immer: «Ich bin nur ein ganz geringes Geschöpf; loben wir unseren Gott, Er allein ist des Lobes würdig und vollkommen in allen Seinen Werken.»
Auf vielerlei Art und Weise musste Josef die Angriffe des Teufels durchmachen, nur gegen die Keuschheit durfte er ihn nicht versuchen. Darüber knirschte der Feind und er ruhte nicht, Gelegenheiten ausfindig zu machen, dass Josef wenigstens schlechte Worte zu hören bekäme. Da er aber die höchste Unschuld und Einfalt besaß, verstand er den Sinn solcher Äußerungen gar nicht. Wenn Josef auf irgendeine Art vom Bösen bedrängt wurde, empfahl er sich Gott in überaus innigem Gebete. Einmal sagte ihm sein Engel, dass er nicht nur beten, sondern auch fasten solle. Dies tat er dann in heldenmütiger Weise. So besiegte er den höllischen Feind, bis dieser ihn aufs Neue mit seinen Ränken bedrängte.
Manche tadelten das zurückgezogene und einsame Leben des heiligen Josef. Oft kamen Jünglinge seines Alters ins Haus, um ihn zu Vergnügungen mitzunchmen. Josef aber entschuldigte sich immer in edler Art. Er sagte, seine Unterhaltung sei es, die Heilige Schrift zu studieren sowie auch die Lebensweise der Erzväter und Propheten kennenzulernen, um sie nachahmen zu können. Seien doch diese die Lieblinge Gottes gewesen und von Ihm begünstigt worden. Josef ermunterte dann diese Jungen, Ähnliches zu tun. Es fehlte nicht an solchen, die seinen Worten Gehör schenkten und sich bemühten, ihn nachzuahmen; denn er belehrte sie mit solcher Anmut, dass seine Worte ihre Herzen durchdrangen.
Nachdem Josef diese guten Ratschläge und Ermahnungen erteilt hatte, zog er sich zum Gebet zurück. Er bat Gott, dass Er jenen Seine besondere Hilfe und Gnade schenken wolle, auf dass sie das Gute vollbringen können. Und wenn er sagen hörte, dass diese Jungen seine Ratschläge befolgten, freute er sich und dankte Gott. Es fehlte auch nicht an solchen, die seine Belehrungen tadelten und schlecht auslegten. In diesem Falle beschuldigte Josef sich selbst, dass er unwürdig sei, andere zu ermahnen. Er zog sich dann zurück und weinte. Er bat Gott um Barmherzigkeit für jene, die ihn wegen seiner frommen Gesinnung verspotteten, ferner bat er Ihn, nicht auf seine Vergehen zu schauen und jene zu erleuchten, auf dass sie die göttlichen Wahrheiten erkennen.
Gott hatte großes Wohlgefallen an diesen Bitten und Er fügte es, dass Josefs Wünsche nicht leer ausgingen. Denn meistens bereuten diese Jungen ihr ablehnendes Verhalten und kamen wieder zu Josef, um seine Unterweisungen zu hören. Josef sagte hiefür Gott herzlichen Dank.
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Autor/in: Maria Cäcilia Baij
Titel:
Das Leben des heiligen Josef
ISBN: 9783717105930 (ISBN-10: 3717105930)
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